Es war einmal - kurzer geschichtlicher Abriss

Die Entstehung der Turfroute vor etwa 400 Jahren ist einfach erläutert und findet auch an anderen Stellen Europas Parallelen: Als man begann, die großen Torflager abzubauen, erschloss man das Gebiet durch Kanäle, von denen schmale Stichkanäle abzweigten, die Wyken. So wurde die Opsterlandse Compagnonsvaart zwischen 1630 und 1830 gegraben. Der Torf wurde abgestochen und auf flachen Schiffen abtransportiert.


Jeder Strich ein Kanal - Gegend um Gorredijk zur Hochzeit des Torfstechens

Das Torfstechen war eine schwere Arbeit, insgesamt aber ließ sich damit zu dieser Zeit viel Geld verdienen und so wurde der Torf, sein Abbau und sein Transport zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor, der vielen Menschen Arbeit und Brot gab. In den Museen in Nij Beets und Gorredijk können Sie sich durch viele Exponate ein Bild vom Leben und Arbeiten während des Torf-Zeitalters verschaffen.


Modell aus dem Museum in Gorredijk: Torfstechen

War das Lager erschöpft, wurde der Kanal weiter gegraben, neue Lager erschlossen. Höhenunterschiede wurden durch Schleusen überbrückt. Da die Schiffer hier Wartezeiten in Kauf nehmen mussten siedelten sich Gaststätten, Händler, Handwerker an, die langgezogenen Moordörfer entstanden entlang der Wasserwege. Die Siedlungen erzwangen auch eine Erschließung von der Landseite her, Straßen entstanden, Brücken wurden notwendig (die klapp- oder drehbar sein mussten) und so konnten hier auch Waren umgeschlagen werden.


Freiluftmuseum in Nij Beets

Erschließung und Ausbeutung der Lager wurde von Gesellschaften organisiert und finanziert, in denen die Teilhaber, die Compagnons, zusammen geschlossen waren. Das Torfstechen war ein sehr lohnendes Geschäft, konkurenzlos konnten die Produkte vermarktet werden. Das "große Geschäft" allerdings ging an den Arbeitern völlig vorbei. Parallelen dazu finden wir in allen anderen Wirtschaftsbereichen: Die Arbeiter wurden mit einem Hungerlohn abgespeist, die kleinen Häuschen - Elendsquartiere - mussten sie von den Gesellschaften pachten, diese betrieben auch die einzigen Läden in der Gegend und selbst den abendlichen Schnaps mussten die Torfstecher in den Kneipen der Kompanjons trinken. Optimal organisierte Rundum-Ausbeutung! Da die Arbeitsstätten weit draußen im Moor lagen, waren die Kirchturmuhren von dort nicht zu sehen, die Glockenschläge nicht zu hören. "Volk ohne Uhren" - auch durch die ausufernde Arbeitszeiten wurden die Menschen ausgebeutet, Kinderarbeit war die Regel und auch die Schiffer hausten unter unvorstellbaren Bedingungen auf den Schiffen, in winzigen Kajüten mussten die Großfamilien auch in eisigen Wintern ausharren, alle Hände wurden zum Treideln der Schiffe gebraucht. Brutaler Kapitalismus pur, so wie wir es etwa auch aus dem Ruhrgebiet kennen und wie er in den Anfangszeiten der Industriealisierung überall gang und gäbe war. Anders als in den industriellen Zentren erschwerte die dünne Besiedlung aber hier das gewerkschaftliche Zusammenschließen und den Kampf gegen diese Ausbeutung.

Zum Transport dienten typische Wasserfahrzeuge flach, mit legbarem Mast, die wo immer es ging als Segelschiffe unterwegs waren, in den Wälder aber nur getreidelt ("jagen") werden konnten. Pferde zogen die Schiffe, war zu wenig Platz, musste der Skipper selbst ran. Funktionierte auch das nicht mehr, wurde gestakt. Damit der Mast gelegt werden konnte, wurden die Torfstücke so gestapelt, dass in der Mitte eine Lücke blieb - für den Mast eben.


"Jagen" am Kanal - fast so wie früher...

Auch das Segeln war ein hartes Brot, schließlich waren die Kanäle eng, kreuzen kaum möglich und die bis an den Kanalrand heranreichenden Wälder machten auch die einfachste der möglichen Antriebsarten schwierig.

Um 1974 gab es in Gorredijk die Absicht, durch Zuschüttung der Kanäle und Schleusen das Herz von Gorredijk in einem großen Parkplatz zu verwandeln, um dem Bedarf an Abstellplätzen für Autos im Ortskern gerecht zu werden.


Auch heute möglich: Segeln auf der Turfroute www.twee-gezusters.nl

Es ist dem Glück der Stunde zu verdanken, dass der wachsame Pater van Ulden in Gorredijk den Widerstand gegen diese Zerstörung organisierte. Es wurde eine Stiftung gegründet, die sich in Anlehnung an die alten Companjons "Stichting De Nije Kompanjons” nannte und die sich bis heute aktiv (und sehr erfolgreich) der Förderung der Turfroute verschrieben hat.

Seit ihrer Gründung hat die Stiftung viel Arbeit in den Aufbau des einzigartigen Reviers investiert. Mehrmals stand die Turfroute vor der Schließung, stets mussten andere Interessen abgewehrt werden, mussten Geldmittel gesichert werden, musste die öffentliche Hand, mussten Politik und Verwaltung davon überzeugt werden, dass mit dem Verlust der Turfroute ein unwiderbringliches Stück Friesland für immer verschwinden würde.

Heute wird die Arbeit der Stiftung von allen Seiten anerkannt. Die oft als verträumte Romantiker hin gestellten Enthusiasten haben der Region zu einem dichten Netz von gut erhaltenen Wasserstraßen verholfen, das zunehmend von den Sportskippern angenommen wird. Die Turfroute ist zu einem wichtigen Faktor im Touristik-Bereich der Region geworden.


Schleusenmeister - Informationsquelle und Ansprechpartner vor Ort

Dennoch ist der Kampf nicht zu Ende: Immer wieder müssen sich die Kompanjons an den Geist der Gründerväter erinnern. Letztmalig in den Jahren 2002/2003, als es massive Beschwerden wegen zugewachsener Kanäle gab und einige Skipper mit ihren Booten auf Grund liefen. Auch hier waren die Idealisten aus den Reihen der Kompanjons gefragt, und es war ein hartes Stück Arbeit, bis die offiziellen Stellen die Mittel für ein Ausbaggern der Turfroute frei gaben.


Gorredijk bei Nacht - heute ist der Kanal Mittelpunkt des Ortes

Die Stiftung De Nije Kompanjons organisiert den Ablauf auf der Friesischen Turfroute, mitfinanziert wird der Erhalt (und Ausbau) durch die Provinz Friesland und die Gemeinden Opsterland und Ooststellingwerf. Die Stiftung selbst finanziert sich durch den Verkauf der Vignette, die freie Fahrt inkl. Bücken- und Schleusengelder garantiert, auch Liegeplätze (Ausnahme: Yachthafen Oldberkoop) sind kostenlos. Wenn man bedenkt, was anderswo in Friesland die Brückenbedienung kostet ist das ein konkurenzlos günstiges Angbeot, von den Liegegebühren an den Kaden ganz zu schweigen. Hier an der Turfroute ist alles inklusive, ein sehr faires Angebot!

Jährlich wird von den Kompanjons ein eigenes Magazin heraus gegeben, das Informatieblad. Dieses Magazin wird kostenlos, zusammen mit weiteren Informationen in einer Baumwoll-Tasche an jeden Besucher abgegeben, der an einer der Eingangsschleusen die Vignette erwirbt.

Während der Sommerferien werden die Selbstbedienungsbrücken öfter von Jungenlichen bedient, die damit gerne ein paar Cent verdienen möchten. Das Kassieren geschieht auf typisch friesische Weise: Mit dem Holzschuh.


Freiwillige Helfer erleichtern das Leben

Die Stiftung hält enge Kontakte mit der Provinz Friesland, die eine eigene Abteilung mit Sitz in Gorredijk unterhält. Hier liegt die Zuständigkeit für Instandhaltung und Bedienung der Brücken und Schleusen.

Weitere Informationen gibt es auf www.turfroute.nl

Weitere Links unter dem Link "Links" (Wo auch sonst?)